Geisterfahrerkralle: ÖAMTC fordert Stopp und Generalüberprüfung

Geisterfahrerkralle Westautobahn Ansfelden
"Kralle" löste falsch aus und verursachte Unfall. Experten warnen seit Jahren davor.

"Geisterfahrerkrallen sind sehr viel Aufwand für wenig Effekt", sagt Verkehrsexperte Gregor Bartl von alles-fuehrerschein.at. "Man schießt mit Kanonen auf Spatzen."

Immerhin rund 30.000 Euro kostet so ein System in der Anschaffung. Am Dienstag löste auf der Westautobahn (A1) bei Ansfelden, wie berichtet, eine Kralle aus unbekannter Ursache aus. Ein Lenker aus Niederösterreich wollte vorschriftsmäßig abfahren, als er vor sich plötzlich die aktive Sperre bemerkte. Er bremste seinen Wagen stark ab, worauf ihm ein nachkommender Pkw ins Heck krachte. Die 24-jährige Lenkerin musste verletzt ins Spital gebracht werden.

Warum die Kralle verrücktspielte, ist der Asfinag nicht bekannt. Der ÖAMTC fordert nun, dass diese Kralle vorerst stillgelegt und generalüberprüft wird: "Das darf keinen weiteren Unschuldigen treffen", warnt Club-Psychologin Marion Seidenberger.

Geisterfahrerkralle: ÖAMTC fordert Stopp und Generalüberprüfung
Mittlerweile sei die Vorrichtung, die schon am Wochenende defekt war, wieder repariert, entgegnet Asfinag-Sprecher Christoph Pollinger. "Die Kralle wird regelmäßig vom Streckendienst überprüft. Wir haben auch eine Kamera vor Ort."

20 Stück im Einsatz

Auf Österreichs Autobahnen sind insgesamt 20 Geisterfahrerkrallen im Einsatz, die meisten davon auf der Südautobahn. Anschaffung und Wartung sind laut Asfinag teuer. Sie müssen auch extra enteist werden. Pollinger: "Es kommen keine neuen hinzu, weil wir mit den Geisterfahrer-Warntafeln beste Erfahrungen machen. An bestimmten neuralgischen Stellen halten wir aus Gründen der Verkehrssicherheit daran fest." Allein an den drei Standorten in OÖ werden laut Asfinag rund zehn Mal im Jahr Geisterfahrten durch Krallen verhindert.

"Die meisten Experten sind sich einig, dass Maßnahmen gegen alkoholisierte Lenker sinnvoller sind", sagt Bartl. Denn diese werden meist zu Geisterfahrern. Krallen an den Abfahrten hätten meist wenig Sinn, weil die meisten Falschfahrten ohnehin bei Raststationen und Parkplätzen beginnen.

Der österreichische TÜV hat bereits 2001 in einer Untersuchung festgestellt: "Das Stoppen der Fahrzeuge mit mechanischen Einrichtungen bringt immer Risiken mit sich, die auch durch eine Weiterentwicklung dieser Systeme nicht gänzlich ausgeschlossen werden können (...) Zudem ist der erzielbare Sicherheitsgewinn aus dieser Maßnahme kritisch zu analysieren. (...) Es ist daher die Frage berechtigt, ob die für die Installation und den Betrieb der Geisterfahrerkrallen notwendigen Mittel nicht besser in andere Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit investiert wären, zudem es offenbar derzeit nicht auszuschließenist, dass es durch eine Fehlfunktion der Geisterfahrerkrallen zu einem zusätzlichen Risiko kommt."

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