Sinnlos, zu langsam und zu kompliziert: Griechen zerlegen Panzer-Pläne von Kanzler Scholz

Stolz auf seinen Panzer-Ringtausch für die Ukraine: Bundeskanzler Olaf Scholz (63, SPD)

Stolz auf seinen Panzer-Ringtausch für die Ukraine: Bundeskanzler Olaf Scholz (63, SPD)

Foto: REUTERS
Von: Liana Spyropoulou und George Tsakiris (Athen)

Kanzler Olaf Scholz (63, SPD) ist stolz auf seinen Panzer-Ringtausch für die Ukraine: Alte Marder-Panzer aus Deutschland für Athen, dafür geben die Griechen Uralt-Panzer aus DDR-Beständen an die Ukraine. Er hat den Deal selbst verkündet in der Vorwoche in Brüssel.

Doch nun machen die Griechen Hackfleisch draus: Es hagelt Kritik an dem Kompliziert-Verfahren.

Panzer-Bifteki aus Athen!

Weil sich die Bundesregierung weigert, deutsche Kampfpanzer an die Ukraine zu liefern, wird in ganz Europa ein wilder Ringtausch organisiert: Deutsche Leopard und Marder-Panzer gehen in EU- und Nato-Staaten (Tschechien und Polen), die schicken dafür alte Sowjet-Panzer nach Kiew. Begründung: Die können die Ukrainer problemlos bedienen, die neuen deutschen nicht.

Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 A7V (hier ein Panzer der Bundeswehr)

Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 A7V (hier ein Panzer der Bundeswehr)

Foto: picture alliance/dpa

Doch: Die Ukraine bettelt seit Monaten besonders in Berlin um deutsche Kampfpanzer – scheitert aber an der Panzersperre aus dem Kanzleramt!

Nun der Scholz-Deal: Griechenland bekommt alte deutsche Marder-Schützenpanzer und gibt dafür BMP-1 aus DDR-Beständen an die Ukraine.

ABER: In Griechenland mehren sich die Stimmen, die nach dem Sinn der Aktion fragen. Tenor: Warum gibt Scholz die Marder-Panzer nicht direkt an die Ukraine. Selbst den Griechen ist das alles: zu kompliziert.

Denn: Nach BILD-Informationen aus dem Verteidigungsministerium in Athen dauert alles viel zu lange. Ein hochrangiger Ministeriums-Vertreter in Athen zu BILD: „Das kann mindestens zwei Monate dauern, bis der erste Panzer aus Deutschland bei uns auf den Inseln ist, wo wir die DDR-Panzer im Einsatz haben.“

Dabei hatte Scholz zu dem vereinbarten Ringtausch stolz auf Twitter betont: „So können Panzer sowjetischer Produktion schnell in die Ukraine geliefert werden.“

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Der Griechen-Zeitplan für den Scholz-Tausch:

▶︎ Athen etwa wartet derzeit noch auf eine Einladung seines Spezial-Komitees nach Deutschland zur Überprüfung der Marder-Panzer. Dem Komitee gehören fünf bis sechs Militärexperten an, die den Zustand der Panzer überprüfen und festlegen sollen, welche Panzer man nimmt. Anforderungen: guter Zustand, nahezu gefechtsbereit, nicht zu lange außer Betrieb.

▶︎ In Deutschland müssten die gebrauchten Marder vorbereitet werden, teils umgerüstet werden.

▶︎ Dann käme der Transport nach Griechenland – zunächst nur auf das Festland.

▶︎ Dort würden die Panzer erneut überprüft und neu in den Farben des Griechen-Militärs lackiert werden.

▶︎ Erst, wenn die Panzer dann am Einsatzort auf den Inseln (nahe der Türkei) sind und die nötige Munition vorhanden ist, will Athen die alten DDR-Panzer in die Ukraine schicken.

Der ranghohe Beamte aus dem griechischen Verteidigungsministerium zu BILD: „Wann bitte soll die Ukraine denn die Panzer aus dem Ringtausch bekommen – wenn der Krieg vorüber ist?“ Der Scholz-Plan sei schlicht Nonsens.

Der Spitzenbeamte aus dem Verteidigungsministerium in Athen ist nicht der erste Kritiker der Ringtausch-Nummer.

Schon vor Pfingsten hatte ein Ex-Verteidigungsminister Griechenlands in BILD über die Ringtausch-Idee aus Berlin geschimpft: „Es ist ein Zirkus. Eine Verhöhnung sowohl der Ukraine als auch Griechenlands. Es gibt einfach keinen Grund für dieses Vorgehen.“

Der Ex-Minister weiter: „Wir geben der Ukraine alte Panzer mitsamt Munition und wir bekommen welche, die etwas weniger alt sind ohne Munition.“ Warum hat Deutschland die Marder nicht direkt geschickt? Er habe dafür keine Erklärung – außer dieser: „Olaf Scholz will der Ukraine nicht direkt helfen, will es aber nicht offen zugeben.“

Der angesehene griechische Militär-Experte Christos Kapoutsis geht noch weiter: Er hält die Tausch-Nummer sogar für gefährlich für die Ukraine. Kapoutsis zu BILD. „Ich bin mir nicht sicher, ob die Ukrainer sehr glücklich über die alten BMP-Panzer aus der DDR sein werden, denn sie sind ein leichtes Ziel.“

In Griechenland würden die Panzer nicht in der ersten Reihe eingesetzt werden. Sie dienten lediglich als symbolische Abschreckung auf den Inseln. Kapoutsis zu BILD: „Ist es das, was die Ukraine im Moment braucht?“

Scholz: noch keine spanische Anfrage für Leopard-2-Export

Am Montag hatte es zudem Berichte gegeben, dass mit Spanien ein weiteres Land deutsche Kampfpanzer in die Ukraine schicken will. Dabei gehe es laut der Zeitung „El País“ um Leopard-2-Panzer.

Aber: Laut Bundeskanzler Scholz gibt es für den Export von Leopard-2-Panzern in die Ukraine bisher noch keine offizielle Anfrage aus Spanien. Sollte es noch einen solchen Antrag geben, werde er geprüft, sagte der SPD-Politiker am Dienstag bei seinem Besuch in Litauen.

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